„Familientreffen“ bei den Dresdner Märtyrern
Wallfahrt der Salesianer nach Dresden
Dresden, 25.09.2012: Vom 21. bis zum 23. September waren etwa 130 Mitglieder der Salesianischen Familie Don Boscos in Dresden zu Gast. Ihr Ziel war die Pfarrgemeinde St. Paulus, die seit nunmehr zwei Jahren vom polnischen Salesianerpater Leszek Smaglinski geleitet wird. Die Pfarrei ist aber auch auf andere Weise besonders mit der geistlichen Familie des hl. Johannes Bosco verbunden: unweit der Pfarrkirche befindet sich das frühere Gerichtsgebäude am Münchner Platz. Dort wurden in der NS-Zeit neben zahlreichen Verfolgten fünf Jugendliche aus dem salesianischen Oratorium in Poznan/Posen umgebracht. Weil Sie Kontakt zu einer politischen nationalen Widerstandsbewegung gegen die deutsche Besatzung gehabt hätten, gerieten sie bald nach Kriegsbeginn in die Mühlen eines Systems, das sie schließlich als „Abschreckung“ erbarmungslos dem Schafott zuführte. Ihr Todestag jährte sich am 24. August zum 70. Mal.
Dem Oblatenpater Franz Bänsch, damals Pfarrer von St. Paulus, oblag die Aufgabe, immer wieder Verurteilte in ihren letzten Stunden zu begleiten. 1999 sprach Papst Johannes-Paul II. sechs polnische Märtyrer, die am Münchner Platz durch das Fallbeil getötet wurden, selig. Die Briefe, die die „Fünf“ aus der Gefangenschaft in verschiedenen deutschen Gefängnissen schrieben, sowie der Bericht von Pater Bänsch geben Zeugnis von einer beeindruckenden Glaubenstiefe und dem festem Vertrauen auf Gott – über den nahenden Tod hinaus.
Schon am Freitagabend, als ein großer Teil der deutschen, aber auch polnischen, tschechischen und auch aus dem Elsass stammenden Pilgerinnen und Pilger in Dresden eingetroffen waren, erfolgten durch Pater Johannes Wielgoß SDB in einem Vortrag grundlegende Informationen zum Leidens- und Glaubensweg der fünf Seligen. Auf einem Pilgerweg an Stationen in Dresden (Pfarrkirche St. Paulus; Münchner Platz; Grabstätte auf dem Neuen Katholischen Friedhof; Märtyreraltar in der Kathedrale) wurde an die fünf salesianischen Seligen am Sonnabend gedacht. Manch einer berichtete später, dass dieser Weg und die verlesenen Texte der Glaubenszeugen sie zu Tränen gerührt hätten.
Altbischof Reinelt feierte anschließend ein Pontifikalamt mit den Wallfahrern und Mitgliedern der Pfarrgemeinde. Auch er fühle sich den „Fünfen“ besonders verbunden, so Joachim Reinelt – fiel doch deren Seligsprechung in seine Zeit als Diözesanbischof. In seiner Predigt verwies er auf das alte Wort des Kirchenschriftstellers Tertullian, die Blutzeugen für den Glauben seien letztlich Same der Kirche. Musik- und Tanzgruppen aus dem Umfeld der Pfarrgemeinde trugen zum Gelingen der Wallfahrtstage bei. Ein Don-Bosco-Musical („Ich lasse dich nicht im Regen stehen“ von Reinhard Horn und Hans-Jürgen Netz) – gespielt von Kindern des Don-Bosco-Hauses Chemnitz, Begegnungsmöglichkeiten mit der örtlichen Pfarrei St. Paulus und ein festlicher Gottesdienst am Sonntag mit dem Provinzial der deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos, Pater Josef Grünner, rundeten die Wallfahrt ab. Zwei Frauen legten in der Hl. Messe ihr Versprechen als Salesianische Mitarbeiter Don Boscos ab. Vor ihnen auf dem Altar stand das Kreuz, welches vor über 70 Jahren Pater Bänsch vor den Todgeweihten in den letzten Momenten ihres irdischen Lebens hochgehalten hatte. Provinzialvikar Pater Reinhard Gesing richtete zum Abschluss der Wallfahrt noch einmal bewegt das Wort an die Paulusgemeinde: „Nur eine Gemeinde auf der Welt hat die Aufgabe, die Sie hier haben, und die nur Sie erfüllen können: das Erbe der seligen Märtyrer vom Münchner Platz lebendig zu halten."
(bistum-dresden-meissen.de)