Pädagogik Don Boscos
Auf der Basis des christlichen Menschenbildes war es für Don Bosco das Ziel all seines Wirkens, die jungen Menschen zu „aufrichtigen Bürgern und guten Christen" heranzubilden. Dies macht schon deutlich, dass es ihm um eine ganzheitliche Erziehung ging; immer verstand sich Don Bosco als Erzieher und Seelsorger zugleich.
In der Sprache von heute würden wir sagen, dass es Ziel eines pädagogischen Handelns im Geiste Don Boscos sein muss, dem jungen Menschen zu helfen, zu seiner personalen, sozialen und religiösen Identität zu finden.
Der junge Mensch soll sich zu einer reifen Persönlichkeit entwickeln, die frei, entscheidungsfähig und verantwortungsbewusst und dazu befähigt ist, ihr Leben nach humanen und christlichen Grundwerten zu gestalten.
Basierend auf dem christlichen Menschenbild wird in einer Pädagogik in der Tradition Don Boscos der Qualität der Beziehung zwischen dem Pädagogen und dem Jugendlichen größter Wert beigemessen. Verschiedene Prinzipien und Grundsätze sind Wesensmerkmale dieses Erziehungssystems.
Erklärvideo zur Pädagogik Don Boscos
Ganzheitliche Sorge um junge Menschen - Oratorianische Prinzipien
Don Bosco nannte seine Erziehungseinrichtungen „Oratorium". Darunter verstand er in der Tradition des Hl. Philipp Neri nicht nur einen Gebets- und Gottesdienstraum, sondern zugleich einen Ort des Spiels und der Erholung, des gemeinsamen Lernens und Sich-Bildens sowie des gemeinschaftlichen Lebens und Arbeitens. Alle Grundbedürfnisse der jungen Menschen sollten hier ihren Platz haben, um der ganzheitlichen Entwicklung der Jugendlichen zu dienen. Bis heute richten sich die pädagogischen Einrichtungen der Salesianer Don Boscos (SDB) und der Don Bosco Schwestern (FMA) in dieser Hinsicht nach dem ersten Oratorium Don Boscos aus, das dieser 1846 in Turin-Valdocco gegründet hatte. Sie sollen zugleich
- ein „Haus” sein, das die Jugendlichen aufnimmt und ihnen Beheimatung schenkt,
- eine „Pfarrgemeinde”, die ihnen Impulse für ein Leben aus dem Glauben gibt,
- eine „Schule”, die auf das Leben vorbereitet, und
- ein „Spielhof”, wo man einander freundschaftlich und froh begegnet.
In den Regeln der Salesianer Don Boscos heißt es zu diesen „oratorianischen Prinzipien":
„Bei der Erfüllung unserer Sendung heute bleibt die Erfahrung von Valdocco ein bleibender Maßstab für die Beurteilung und Erneuerung all unserer Tätigkeiten und Werke.”
Assistenz als Da-Sein für und Dabei-Sein mit jungen Menschen
Die Pädagogik der Vorsorge im Sinne Don Boscos ist vor allem eine „Beziehungspädagogik„. Don Bosco selbst prägte dafür den Ausdruck „Assistenz“. Wie er in seinem berühmten Rombrief aus dem Jahre 1884 betont, sieht er den Erzieher vor allem als „Assistenten", der interessiert und aufmerksam, ermutigend und unterstützend, mal fördernd und mal fordernd dem jungen Menschen zur Seite steht. Dieser Stil äußert sich im konkreten Da-Sein für und Dabei-Sein mit den jungen Menschen. Die Pädagogik im Sinne Don Boscos lebt also vor allem vom personalen Angebot. Sie erfordert einen Umgangsstil mit den Jugendlichen, der partnerschaftlich und partizipativ ist. Er ist geprägt von gegenseitigem Vertrauen und dem ehrlichen Interesse für den jungen Menschen.
Vernunft, Religion, Liebe - die Säulen des pädagogischen Handelns
In seiner „Abhandlung über das Präventivsystem” aus dem Jahre 1877 bringt Don Bosco sein pädagogisches Verständnis auf den Punkt, wenn er sagt: „Dieses System stützt sich ganz auf die Vernunft, die Religion und die Liebe." Diese drei Prinzipien bilden bis heute die tragenden Säulen einer Pädagogik im Sinne Don Boscos. Mit den drei Säulen meint Don Bosco:
- die Vernunft, die durch argumentative Erklärung die Einsicht des jungen Menschen in das Gute und Richtige zu gewinnen sucht, anstatt die Übertretung von Gesetzen zu bestrafen;
- das Vertrauen auf den liebenden Gott, das sich im Glauben an den guten Kern in jedem jungen Menschen und in der Gewissheit um dessen persönliche Berufung zu einem ganzheitlichen Menschsein ausdrückt und das christlich-optimistische Menschenbild zur Grundlage des pädagogischen Handelns macht;
- die Liebenswürdigkeit („amorevolezza"), die sich im Geist des hl. Franz von Sales durch Güte, Wohlwollen und Menschenfreundlichkeit im Umgang miteinander auszeichnet und die personale Beziehung vom Erzieher zum Jugendlichen prägen soll.
Die salesianische Pädagogik im Sinne Don Boscos rechnet also mit den Kräften des Herzens, des Verstandes und der Sehnsucht nach Gott, die jeder Mensch in sich trägt. Ruht das pädagogisch-pastorale Handeln auf den drei genannten Säulen, kann das für Don Bosco wichtige pädagogische Klima der Familiarität entstehen, das die Voraussetzung für Wachstum und Entfaltung ist. In diesem Klima erfährt der junge Mensch Geborgenheit und Annahme und kann mit Hilfe des vorgelebten Modells der Erzieher Werte kennen lernen und einüben, die für seine affektive und geistige Entwicklung notwendig sind.
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Texte zur Vertiefung
Schlüsselbegriffe der Pädagogik Don Boscos, | |
Das Erbe Don Boscos - unser Auftrag, | |
„Nicht mit Schlägen, sondern mit Liebe …“ – Der Berufungstraum Don Boscos | |
Das Präventivsystem in der Erziehung der Jugend und Der Brief aus Rom, | |
Erziehen im Geiste des „Guten Hirten“ – das Präventivsystem Don Bosco | |
Juvenum Patris. Brief von Johannes Paul II. | |
Flyer: „Pädagogische Arbeit im Geist Don Boscos - weltweit“ |