Hl. Franz von Sales (1567-1622)
Gedenktag: 24. Januar
Seligsprechung (durch Alexander VII.): 28. Dezember 1661
Heiligsprechung (durch Alexander VII.): 19. April 1665
Erhebung zum Kirchenlehrer (durch Pius IX.): 19. Juli 1877
Patron der Schriftsteller und Journalisten (durch Pius XI): 26. Januar 1923
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Kindheit und Jugend Franz von Sales
Franz von Sales (François de Sales) wurde am 21. August 1567 auf Schloss Sales bei Thorens in Savoyen als erstes von insgesamt 13 Kindern geboren. Er stammte aus einer angesehenen Adelsfamilie; sein Vater war François de Boisy und seine Mutter Françoise de Sionnaz. Seinem Stand entsprechend sah der strenge Vater für seinen erstgeborenen Sohn eine ausgezeichnete Ausbildung vor. Von 1573 bis 1578 besuchte Franz die Schule in La Roche und in Annecy. Mit 11 Jahren kam er nach Paris, um von 1578 bis 1588 am Collège de Clermont der Jesuiten sein Studium fortzusetzen, wo er eine humanistische Bildung erhielt.
In diese Zeit (1586/87) fällt eine der Schlüsselerfahrungen seines Lebens, die heute meist die „Krise von Paris" genannt wird. Beeinflusst von der Prädestinationslehre Johannes Calvins sah Franz sich selbst als auf ewig verdammt, eine Vorstellung, die ihn sogar körperlich immer schwächer und schließlich todkrank werden ließ. Er vermochte diese existentielle Krise erst zu überwinden, als er sich im Januar 1587 in der Kirche Saint-Etienne-des-Grès mit letzter Kraft der Liebe Gottes anvertraute. Dieser Akt vertrauensvoller Hingabe gilt als die Geburtsstunde seines optimistischen und menschenfreundlichen Gottes-, Menschen- und Weltbildes, das ihn sein Leben lang prägen sollte.
1588-1591 studierte Franz in Padua Rechtswissenschaft, das er am 5. September 1591 mit der Promotion zum Doktor des kirchlichen und weltlichen Rechtes abschloss. Ohne Wissen seines Vaters, der ihn für eine juristische Laufbahn und eine standesgemäße Ehe vorgesehen hatte, studierte er aber gleichzeitig auch Theologie. 1592 kehrte Franz in seine Heimat zurück, wo es ihm nach langem Ringen gelang, die Zustimmung seines Vaters für die Priesterweihe zu erlangen.
Ein eifriger Seelsorger und Bischof
Am 18. Dezember 1593 wurde Franz von Sales in Annecy zum Priester geweiht. Zugleich wurde er zum Dompropst der Diözese Genf (mit Sitz in Annecy) ernannt, eine Aussicht, die seinem Vater die Zustimmung zu seinem Weg erleichtert hatte.
Freiwillig meldete Franz sich zusammen mit seinem Vetter Louis dazu, das calvinisch gewordene und dann wieder an Savoyen zurück gefallene Gebiet des Chablais zu missionieren, um es für den katholischen Glauben zurück zu gewinnen. Die Chablaismission dauerte von 1594-1598 und stellt Franz angesichts des erbitterten Widerstands der Calviner vor die größten menschlichen und pastoralen Herausforderungen. Nach vielen enttäuschenden Erfahrungen startete Franz am 25. Januar 1595 eine Flugblattaktion, um die Menschen, die sich aus Angst weigerten, seine Predigten zu hören, auf diese Weise durch sein Wort zu erreichen und ihnen den katholischen Glauben unverfälscht darlegen zu können.
Im Jahre 1598 beauftragte Bischof Claude de Granier seinen Dompropst Franz von Sales, an seiner Stelle den vorgeschriebenen Ad-limina-Besuch in Rom abzustatten, um über den aktuellen Stand in der Diözese Genf zu berichten. Bischof Granier wünschte sich den eifrigen Seelsorger Franz trotz dessen Widerstände als seinen Nachfolger. Und so legte Franz vor Papst Clemens VIII. ein glänzendes Bischofsexamen ab und wurde 1599 zum bischöflichen Koadjutor mit dem Recht auf Nachfolge ernannt.
Im Jahre 1601/02 führte Franz im Auftrag von Bischof Granier seine erste diplomatische Reise nach Paris durch, um dort mit König Heinrich IV. von Frankreich über die Rekatholisierung der zu Frankreich gehörenden Teile der Diözese Genf, die Grafschaft Gex, zu sprechen. Hierbei machte er auch Bekanntschaft mit Mme. Barbe Acarie, der späteren Karmelitin Maria von der Menschwerdung, durch die er erfuhr, dass es auch Laien möglich ist, ein intensives geistliches Leben im Sinne des Evangeliums zu führen.
Auf seiner Rückreise erreichte Franz die Nachricht vom Tod seines Bischofs. Am 8. Dezember 1602 wurde er in seiner Heimat Thorens zum Bischof von Genf (mit Sitz in Annecy) geweiht. Als Bischof war er fortan unermüdlich tätig, um die vom Trienter Konzils beschlossenen Reformen umzusetzen. Dabei widmete er sich vor allem der Reform der Klöster und der Bildung des Klerus; er visitierte alle oft abgelegenen 311 Pfarreien seiner Diözese; er erteilte Katechismusunterricht, förderte die Bildung von jung und alt, war Berater in juristischen Streitfällen, suchte die Calviner für den katholischen Glauben zu gewinnen und war ein viel gefragter Prediger und Beichtvater.
Ein hervorragender Seelenführer und geistlicher Schriftsteller
In seinen etwa 20.000 verfassten Briefen erwies Franz sich als ein hervorragender Kenner der menschlichen Seele und als ein ausgezeichneter Seelenführer, besonders für zahlreiche Laien.
Im Rahmen seiner dortigen Fastenpredigten kam es am 5. März 1604 in Dijon zur ersten Begegnung von Franz von Sales mit Johanna Franziska von Chantal (1572-1641). Diese hatte kurz vor der Begegnung mit Franz von Sales durch einen Jagdunfall ihren geliebten Ehemann verloren und tat sich schwer, darüber hinweg zu kommen. Schließlich wählte Johanna sich Franz von Sales als ihren geistlichen Führer, woraus eine einzigartige geistliche Freundschaft erwuchs. Eine Frucht dieser Begleitung war die Gründung des Ordens der Schwestern der Heimsuchung Mariens (1610), die heute auch oft „Salesianerinnen" genannt werden.
Neben der organisatorischen und pastoralen Arbeit erwies sich der hl. Franz auch als einer der größten geistlichen Schriftsteller seiner Zeit. Als Frucht seiner Seelenführungsbriefe erschien im Jahre 1609 die „Anleitung zum frommen Leben„, die im deutschen Sprachraum meist unter dem Namen „Philothea“ bekannt ist. Sie stellt eine Einführung in eine christliche Alltagsspiritualität für Laien dar und gehört bis heute zu den Klassikern der geistlichen Literatur. Im Jahre 1616 wurde Franz' theologisches Hauptwerk, der „Theotimus„ oder „Abhandlung über die Gottesliebe“, veröffentlicht, das ihn als einen der bedeutendsten christlichen Mystiker des 17. Jahrhunderts ausweist.
Im Jahre 1618/19 führte Franz eine zweite diplomatische Reise nach Paris. Anlass war die Vermählung von Prinz Victor Amadeus von Savoyen mit Prinzessin Christine von Frankreich, der Schwester König Ludwigs XIII. Während dieser Reise begegnete Franz von Sales neben Angelique Arnauld auch Vinzenz von Paul.
Ein erfülltes Ende
Seiner angegriffenen Gesundheit wegen hatte Franz zunehmend den Wunsch, seine bischöflichen Amtsgeschäfte einem Jüngeren zu übertragen und sich selbst in die Einsiedelei St. Germain zurückzuziehen, um dort Gott und der Kirche mit Feder und Rosenkranz zu dienen. Doch kam es nicht so weit. Im Spätherbst 1622 musste er trotz seines schlechten Gesundheitszustandes seinen Landesherrn, den Herzog von Savoyen, zu einem Treffen mit König Ludwig XIII. nach Avignon begleiten. Auf der Rückreise von Avignon erlitt Bischof Franz im Heimsuchungskloster von Lyon einen Schlaganfall und starb schon kurz darauf am 28. Dezember 1622 im Alter von 55 Jahren. Im Januar 1623 wurde sein Leichnam nach Annecy übertragen und dort am 29. Januar in der Kirche des Heimsuchungsklosters bestattet.
Salesianische Spiritualität
In seiner ursprünglichen Bedeutung meint der Begriff „salesianische Spiritualität„ den Geist, aus dem Franz von Sales lebte, sprach und wirkte, seine konkrete Art und Weise der Christusnachfolge. In einem weiteren Sinne meint „salesianische Spiritualität“ das geistliche Erbe, das er denen hinterlassen hat, die aus seinem Geist heraus zu leben suchen.
Franz von Sales gilt unter den geistlichen Schriftstellern und Kirchenlehrern als der „Doctor amoris„, als der „Lehrer der Gottesliebe“. Ein Schlüsselsatz des Denkens des hl. Franz von Sales lautet: „Der Mensch ist Vollendung des Weltalls, der Geist Vollendung des Menschen, die Liebe Vollendung des Geistes und die göttliche Liebe Vollendung der Liebe. Daher ist die göttliche Liebe Ziel, Vollendung und Krönung des Weltalls.“ Franz war in seinem Leben, Denken und Handeln zutiefst beseelt von der Gewissheit: „Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4,8). Gott kann gar nicht anders als uns Menschen zu lieben und er umgibt uns mit seiner liebenden Gegenwart wie die Luft, die wir atmen. In dieser inneren Gewissheit ist das optimistische Gottes-, Welt- und Menschenbild des hl. Franz von Sales begründet.
Franz von Sales war darum davon überzeugt, dass der Mensch seinerseits als Ebenbild Gottes (Gen 1,27) nur in der Liebe sein Glück und seine Erfüllung zu finden vermag. Immer wieder lud er darum dazu ein, sich an dem Ort, wo man hingestellt ist, ganz und gar Gottes liebendem Willen hinzugeben und in den alltäglichen Aufgaben und Herausforderungen den Weg der Liebe zu gehen.
In der Alltagsspiritualität, die Franz von Sales vorschlug, nehmen die sog. „kleinen Tugenden„ einen zentralen Platz ein: Demut, Sanftmut, Geduld mit sich selbst und den anderen, Milde, Gleichmut, Herzlichkeit, Höflichkeit, Bescheidenheit, Wahrhaftigkeit. So kann Franz sagen: “Mehr als alles aber empfehle ich Ihnen, immer die heilige Sanftmut und Liebenswürdigkeit bei allen Anlässen zu üben, die dieses Leben Ihnen zweifellos oft bietet.“
In diesem Sinne könnte „salesianische Spiritualität" bedeuten: im Geist des hl. Franz von Sales in der Gegenwart des lebendigen und liebenden Gottes leben, in Einheit mit dem liebenden Gott die Welt betrachten und in ihr handeln und den Brüdern und Schwestern auf liebenswürdige und sanftmütige Weise begegnen.
Franz von Sales und sein Schüler Don Bosco
Für die geistliche Familie Don Boscos hat Franz von Sales bis heute eine große Bedeutung. In der Heimat Don Boscos, dem Königreich Piemont-Savoyen genoss der savoyardische Heilige als Bischof der katholischen Reform nach dem Konzil von Trient ein großes Ansehen, besonders unter den Adeligen und im Klerus. Johannes Bosco begegnete ihm immer wieder (z.B. im Franz-von-Sales-Altar der Philipp-Neri-Kirche neben dem Priesterseminar in Chieri). Es ist davon auszugehen, dass Franz von Sales den jungen Seminaristen verschiedentlich als Vorbild vor Augen gestellt wurde. Dabei war Johannes Bosco besonders beeindruckt vom seelsorglichen Eifer sowie von der Güte und Menschenfreundlichkeit, die von Franz von Sales überliefert wurde. Einer der Vorsätze, die er vor seiner Priesterweihe fasste und die ihn sein ganzes Leben begleiteten, lautete: „Die Liebe und die Güte des hl. Franz von Sales mögen mich in allem leiten."
Und so stellte Don Bosco von Anfang an sein Jugendwerk unter das Patronat des hl. Franz von Sales. Das von ihm begründete Oratorium nannte er „Oratorium des hl. Franz von Sales„ (1844). Seine Wahl begründete er in seinen späteren Erinnerungen u. a. damit, dass der Dienst an den Jugendlichen große Ruhe und Güte verlangte und der hl. Franz „bei Gott für uns die Gnade erlangen sollte, ihm in seiner außergewöhnlichen Güte und in seinem Eifer für das Heil der Seelen nacheifern zu können“.
Franz von Sales zu Ehren errichtete Don Bosco die erste Kirche des Oratoriums (1852). Die von ihm selbst gegründete Ordensgemeinschaft nannte er „Gesellschaft des hl. Franz von Sales„ (1859). Ihre ersten Mitglieder bezeichneten sich bereits seit 1854 als „Salesianer“, ein Name der später auch auf die Laienvereinigung der „Salesianischen Mitarbeiter“ überging (1876).
In zweifacher Weise stellte Don Bosco den savoyardischen Lehrer der Gottesliebe als Vorbild in der Erziehung der jungen Menschen vor: im Hinblick auf seinen unermesslichen pastoralen Eifer und seine sprichwörtliche Güte. Don Bosco schrieb Franz von Sales (freilich fälschlicherweise) das Wort zu, das zu seinem eigenen Leitwort schlechthin wurde und das er auch „seinen Salesianern„ mit auf den Weg gab: „Gib mir Seelen (Menschen), alles andere nimm!“ (vgl. Gen 14,21). Seine ersten Missionare entsandte er im Jahre 1875 mit dem Satz nach Patagonien (Argentinien): „Mit der Güte des hl. Franz von Sales werden die Salesianer die Völker Amerikas zu Christus führen.“ Seit 1885 werden die Salesianer Don Boscos fortwährend durch ihr Wappen, in dem Franz von Sales einen herausragenden Platz einnimmt, an die salesianische Grundtugend der Güte erinnert.
Franz von Sales in der Don-Bosco-Familie heute
Die geistliche Familie, die Don Bosco mit seinem Charisma begründete und zu der inzwischen die vielfältigsten geistlichen Gemeinschaften und Vereinigungen gehören, nennt sich auch heute in den meisten Sprachen nach ihrem Schutzpatron, dem hl. Franz von Sales „Famiglia Salesiana„, „Salesian Family“, „Famille Salésienne“ usw. Ihre Mitglieder streben danach, im Geiste Johannes Boscos den apostolischen Eifer, den Optimismus und das positive Menschenbild, die Güte und die Sanftmut des hl. Franz von Sales lebendig werden zu lassen, besonders in ihrer Sendung zu den bedürftigen jungen Menschen.
Im deutschen Sprachraum wählte man in jüngster Zeit, um Verwechselungen mit den sich unmittelbar auf den hl. Franz von Sales und seine Spiritualität beziehenden geistlichen Gemeinschaften zu vermeiden, statt der ursprünglichen Bezeichnung „Salesianische Familie„ den Namen „Don-Bosco-Familie“. Damit kommen ihr eigentlicher geistlicher Ursprung und ihr eigentlicher Identifikationspunkt Don Bosco deutlicher zur Sprache. Um ihren Bezug sowohl zu Franz von Sales als auch zu Don Bosco auszudrücken, findet man auch manchmal die Bezeichnung „Salesianische Familie Don Boscos“.
Für die „Don-Bosco-Familie„ heißt „salesianische Spiritualität“: Inspiriert vom positiven Gottes-, Welt- und Menschenbild des hl. Franz von Sales und seiner Güte und Liebenswürdigkeit in der Gegenwart des liebenden Gottes leben und im Geiste des hl. Johannes Bosco der bedürftigen Jugend „Zeichen und Botschafter der Liebe Gottes“ sein.
In der für die Don-Bosco-Familie grundlegenden „Charta der Gemeinschaft„ (Rom 1995, Art. 22) heißt es: “In der Schule des heiligen Franz von Sales und Don Boscos entwickelt der Salesianer, ob Ordenschrist oder Laie, einige spezifische innere Grundhaltungen:
- Das Vertrauen in den Sieg des Guten: „In jedem Jugendlichen, auch im Schwierigsten, gibt es einen Punkt, der für das Gute zugänglich ist; vorrangige Pflicht des Erziehers ist es, diesen Punkt, diese empfindliche Seite des Herzens, zu finden und zu nutzen“.
- Die Offenheit für die menschlichen Werte: Der Salesianer „bejaht die Werte der Welt und lehnt es ab, über seine Zeit zu jammern. Er hält an allem fest, was gut ist, besonders wenn es den jungen Menschen gefällt. Wer dauernd zum Jammern bereit ist, dem fehlt es am salesianischen Geist“.
- Eine Erziehung zur Freude im Alltag: „Wir müssen uns mit viel Geduld um eine Erziehung bemühen, in der man gelernt hat oder wieder lernt, die vielfältigen menschlichen Freuden, die der Schöpfer auf unserem Lebensweg bereithält, in aller Schlichtheit wahrzunehmen und zu genießen“. Die Erziehung zur Freude ist zugleich Erziehung zur Hoffnung und zur Selbsthingabe.“
Quelle: ISS, P. Reinhard Gesing SDB
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Weitere Materialien und Links zu Franz von Sales:
Kurzbiografie von den Oblaten des Hl. Franz v. Sales: www.osfs.de/franzvonsales/index.html
Franz-von-Sales-Lexikon: www.franzvonsaleslexikon.de
Franz-von-Sales-Verlag: www.franz-sales-verlag.de